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Mein (Vor-) Geburtsbericht

Aktualisiert: 22. März 2018

Ich habe mich sehr intensiv mit dem Thema Geburt auseinandergesetzt. Unzählige Bücher wurden gelesen, teilweise mehrmals, bei Google stieg das Wort „Geburt“ dank mir sicherlich um einige Plätze im Ranking der meistgesuchten Begriffe 2017. Ich hatte zwar keine bestimmte Vorstellung wie die Geburt unserer Tochter genau ablaufen soll, aber ich wusste sehr schnell, dass ich mir, sofern möglich, eine natürliche Geburt wünschte. Ich konnte mir sogar vorstellen, dass es bei genügend Vorbereitung und Training möglich ist, eine Geburt zu erleben, die nicht primär von Schmerzen geprägt ist. Zusammengefasst: ich hatte mich ausgiebig informiert, viel geübt und hatte meine Wünsche die ich verfolgte.


Da der Geburtstermin bei der Dreimonatskontrolle aufgrund der Grösse unserer Maus um 6 Tage vorverschoben wurde und sie auch bei den weiteren Untersuchungen immer mit Grösse und Gewicht über dem Durchschnitt lag, war ich mir sicher, dass sie sich früher auf den Weg machen würde. Dieser Gedanke hatte sich so in mir festgesetzt, dass ich niemals auf die Idee gekommen wäre, mich mal über das Thema Geburtseinleitung zu informieren. Und dann kam es tatsächlich so wie ich es nicht erwartet hatte, der Geburtstermin war da und die Kleine machte noch überhaupt keine Anstalten, dass sie bald kommen möchte.


Dann, 5 Tage nach dem errechneten Geburtstermin, hatte ich meine nächste Untersuchung beim Arzt. Für die weitere Geschichte braucht es hier kurz eine Erklärung; ich war seit der 32 SSW nicht mehr bei meiner üblichen Frauenärztin, sondern bei einem Belegsarzt der Klinik, ich welcher ich mich für die Geburt angemeldet hatte. Genauer gesagt, er war nicht irgendein Arzt, er war der Chefarzt der Gynäkologie und Geburtenabteilung. Kompetent und erfahren, keine Frage, aber nicht gerade mit viel Einfühlungsvermögen. Eine Geburt ist für viele beteiligte Personen reines Business, und nicht wie für die Eltern einer der wichtigsten Momente des Lebens.


Gut, zurück zu meinem Arzttermin. CTG sah alles gut aus, ich fühlte mich nach wie vor fit und munter. Der Arzt teilte uns mit, dass er am Montag Abend um 24 Uhr, also genau 8 Tage nach Termin, einleiten möchte. Ich wurde mit dieser Aussage völlig überrumpelt und wusste gar nicht, was ich mit dieser Information anfangen sollte. Also nickte ich einfach und hörte halbwegs zu, was der Arzt zum geplanten Ablauf erzählte.


Zuhause angekommen fing ich sofort an mich über Geburtseinleitung zu informieren und schnell stand für mich fest, dass dies so ganz und gar nicht dem entsprach was ich mir vorgestellt hatte, bzw. machte es mir sogar ziemliche Angst. Ich zerbrach mir das ganze Wochenende den Kopf, googelte meine Finger wund, spazierte gefühlte 5 Stunden pro Tag, trank alle möglichen Teesorten welchen Wehenförderung nachgesagt wurde, ich probierte wirklich alles. Und dies obwohl ich wusste, dass es eigentlich nichts bringt. Wenn mein Körper bereit ist und auch das Baby bereit ist wird es losgehen. Aber ich wollte einfach nichts unprobiert lassen.


Am Montag Vormittag hatte ich zuhause das heulende Elend. Ich war traurig und wütend, dass es noch nicht losging und es anscheinend so kommen würde, dass ich einleiten müsste. Ich überwand mich und rief meinen Arzt an. Ich sagte ihm, dass ich nicht mit dem Gedanken klarkomme am Abend einzuleiten und fragte ihn, wie viel Zeit er mir seiner Meinung nach noch geben kann. Seine Haltung war deutlich: 24 Stunden mehr, also Dienstag Abend 24 Uhr, mehr wollte er nicht mehr verantworten. Ich hatte mir natürlich bereits vor dem Telefonat überlegt, welche Lösung für mich stimmen würde und was meine Optionen sind, wenn er mir keine zusätzliche Zeit gewähren möchte (ganz ehrlich, ich war so verzweifelt, dass ich über eine Hausgeburt nachdachte, und dies vermutlich ohne Hebamme, da so kurzfristig sowieso keine verfügbar gewesen wäre…). Doch mit den 24 zusätzlichen Stunden konnte ich leben und willigt somit ein. Irgendwie hatte ich schon in den Tagen zuvor immer den Dienstag im Kopf, der Dienstag würde für mich stimmen, alles vorher ging einfach nicht. Mein Arzt organisierte mir eine Untersuchung am Dienstag Nachmittag um 15 Uhr bei einer Hebamme direkt in der Klinik, damit nochmals ein CTG gemacht werden konnte.


Also gingen mein Mann und ich am Dienstag um 15 Uhr in die Klinik, die Koffer blieben zuhause, da wir ja dann sowieso nochmals nachhause gehen würden. Ich wurde in eines der Geburtszimmer geführt, wo wir dann auf die Hebamme warteten.


Wenige Minuten später kam sie. Doro, eine selbstbewusste Frau, schätzungsweise Anfang 40, welche mir sofort sympathisch war. Ich erzählte ihr meine Geschichte. Und dann sage sie etwas, was rückblickend den ganzen weiteren Ablauf geprägt hat: „Wir machen jetzt nebst dem CTG noch Akupunktur, ich gebe dir noch homöopathische Kügelchen und wenn es nicht von alleine losgeht, hole ich dir schon noch 2-3 Tage beim Arzt raus.“ Und dieser Satz hat alles geändert. Die Anspannung in meinem Körper löste sich.


Dann wurde es spannend: als das CTG angeschlossen wurden waren bereits Wehen sichtbar, ich hatte diese einfach nicht gespürt. Mein Muttermund war bereits gute 3-4cm offen, somit war eigentlich alles auf Geburt ausgelegt. Doro setze die Akupunktur-Nadeln und siehe da, wenige Minuten später zeigte das CTG stärkere Wehen an (welche ich allerdings nach wie vor nicht spürte).



Eine gute Stunde später kam Doro zu uns, schaute sich das CTG an und sagte: „Jeannette, du bleibst hier und bekommst heute noch dein Kind, dein Mann kann jetzt nachhause um die Koffer zu holen.“

Ich spürte zwar nach wie vor keine Wehen, aber ich glaubte ihr. Wir werden heute noch unser Kind zur Welt bringen! Meine Intuition hatte mich nicht getäuscht, es war der Dienstag, ich hatte es gespürt.

Und so war es dann auch. Schneller als wir gedacht hatten, denn 2 Stunden und 55 Minuten später war unsere kleine Maus da. Dazu dann aber mehr in einem nächsten Beitrag… :)



Jeannette

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